Relative Reinheit und Unreinheit von verschiedenen Orten, Zeiten und materiellen Objekten.

„Der Herr hat die Reinheit und Unreinheit von verschiedenen Orten, Zeiten und materiellen Objekten beschrieben. Nach den Gesetzen der Natur verunreinigt das, was unrein ist, eine bestimmte Person in Übereinstimmung mit ihrer Situation, wie hier beschrieben. Zum Beispiel muss man bei bestimmten Anlässen wie einer Sonnenfinsternis oder kurz nach einer Entbindung die Nahrungsaufnahme nach rituellen Vorschriften einschränken. Jemand, der körperlich schwach ist, kann jedoch essen, ohne als pietätlos zu gelten. Gewöhnliche Menschen betrachten die zehn Tage nach der Entbindung als besonders glückverheißend, während ein Gelehrter weiß, dass diese Zeit eigentlich unrein ist. Die Unkenntnis des Gesetzes schützt nicht vor Strafe, aber wer bewusst sündige Handlungen begeht, gilt als besonders gefallen. Was den Überfluss (samṛddhi) betrifft, so gelten abgenutzte, schmutzige Kleidung oder eine unordentliche Wohnung als unrein für einen reichen Mann, aber akzeptabel für einen Armen. Das Wort deśa weist darauf hin, dass man an einem sicheren und friedlichen Ort verpflichtet ist, die religiösen Rituale strikt zu befolgen, während man in einer gefährlichen oder chaotischen Situation eine gelegentliche Nachlässigkeit bei sekundären Prinzipien entschuldigen kann. Jemand, der körperlich gesund ist, muss den Gottheiten Ehrerbietungen darbringen, an religiösen Veranstaltungen teilnehmen und seine vorgeschriebenen Pflichten erfüllen, aber ein kleines Kind oder eine kränkliche Person kann von solchen Aktivitäten befreit werden, wie das Wort avasthā anzeigt. Letztendlich, wie Śrīla Rūpa Gosvāmī sagt:

anyābhilāṣitā-śūnyaṁ jñāna-karmādy-anāvṛtam
ānukūlyena kṛṣṇānu- śīlanaṁ bhaktir uttamā

„Man sollte dem Höchsten Herrn Kṛṣṇa wohlwollend und ohne Verlangen nach materiellem Profit oder Gewinn durch fruchtbringende Aktivitäten oder philosophische Spekulationen transzendentalen Liebesdienst leisten. Das wird reiner hingebungsvoller Dienst genannt.“ (Bhakti-rasāmṛta-sindhu 1.1.11) Man sollte alles annehmen, was für den hingebungsvollen Dienst des Herrn Kṛṣṇa günstig ist, und alles ablehnen, was ungünstig ist. Man muß den Prozeß des Dienens Gottes von einem gutgläubigen spirituellen Meister erlernen und so seine Existenz immer rein und frei von Sorgen halten. Im Allgemeinen müssen jedoch bei der Betrachtung der relativen Reinheit und Unreinheit der materiellen Dinge alle oben genannten Faktoren berücksichtigt werden.“

Quelle: A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada (Ausgabe 2014), „Srimad Bhagavatam“, Elfter Canto, Kapitel 21 – Text 11.

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