Man sollte Krishna-katha von befreiten Personen hören.
„Die Rezitation der Bhagavad-gītā und des Śrīmad-Bhāgavatam muß von Personen durchgeführt werden, die völlig frei von materiellen Begierden sind (nivṛtta-tarṣaiḥ). Jeder in dieser materiellen Welt, angefangen von Brahmā bis hinunter zur unbedeutenden Ameise, ist voller materieller Begierden nach Sinnesgenuß, und jeder ist mit Sinnesbefriedigung beschäftigt, aber wenn man so beschäftigt ist, kann man den Wert der kṛṣṇa-kathā nicht vollständig verstehen, weder in der Form der Bhagavad-gītā noch im Śrīmad-Bhāgavatam. Wenn wir die Herrlichkeiten der Höchsten Persönlichkeit Gottes von befreiten Personen hören, wird uns dieses Hören sicherlich von der Knechtschaft materieller Aktivitäten befreien, aber das Hören des Śrīmad-Bhāgavatam, gesprochen von einem professionellen Rezitator, kann uns nicht wirklich helfen, Befreiung zu erlangen. Kṛṣṇa-kathā ist sehr einfach. In der Bhagavad-gītā heißt es, daß Kṛṣṇa die Höchste Persönlichkeit Gottes ist. Wie Er selbst erklärt, mattaḥ parataraṁ nānyat kiñcid asti dhanañjaya: „O Arjuna, es gibt keine Wahrheit, die Mir überlegen ist.“ (Bg. 7.7) Allein durch das Verständnis dieser Tatsache – daß Kṛṣṇa die Höchste Persönlichkeit Gottes ist – kann man ein befreiter Mensch werden. Aber, besonders in diesem Zeitalter, weil die Menschen daran interessiert sind, die Bhagavad-gītā von skrupellosen Personen zu hören, die von der einfachen Darstellung der Bhagavad-gītā abweichen und sie für ihre persönliche Befriedigung verdrehen, können sie den wirklichen Nutzen nicht erlangen. Es gibt große Gelehrte, Politiker, Philosophen und Wissenschaftler, die über die Bhagavad-gītā auf ihre eigene verunreinigte Weise sprechen, und die Menschen hören im allgemeinen von ihnen, da sie kein Interesse daran haben, die Herrlichkeiten der Höchsten Persönlichkeit Gottes von einem Gottgeweihten zu hören. Ein Gottgeweihter ist jemand, der kein anderes Motiv für das Rezitieren der Bhagavad-gītā und des Śrīmad-Bhāgavatam hat, als dem Herrn zu dienen. Śrī Caitanya Mahāprabhu hat uns daher geraten, die Herrlichkeiten des Herrn von einer verwirklichten Person zu hören (bhāgavata paro diya bhāgavata sthane). Solange jemand nicht persönlich eine verwirklichte Seele in der Wissenschaft des Kṛṣṇa-Bewusstseins ist, sollte sich ein Neophyt nicht an ihn wenden, um etwas über den Herrn zu hören, denn dies ist von Śrīla Sanātana Gosvāmī, der aus dem Padma Purāṇa zitiert, streng verboten: avaiṣṇava-mukhodgīrṇaṁ pūtaṁ hari-kathāmṛtam śravaṇaṁ naiva kartavyaṁ sarpocchiṣṭaṁ yathā payaḥ Man sollte es vermeiden, von einer Person zu hören, die sich nicht im Vaiṣṇava-Verhalten befindet. Ein Vaiṣṇava ist nivṛtta-tṛṣṇa; das heißt, er hat keine materiellen Ziele, denn sein einziges Ziel ist es, Kṛṣṇa-Bewusstsein zu predigen. Sogenannte Gelehrte, Philosophen und Politiker nutzen die Bedeutung der Bhagavad-gītā aus, indem sie ihre Bedeutung für ihre eigenen Zwecke verdrehen. Deshalb warnt dieser Vers, dass kṛṣṇa-kathā von einer Person rezitiert werden sollte, die nivṛtta-tṛṣṇa ist. Śukadeva Gosvāmī verkörpert den geeigneten Rezitator für das Śrīmad-Bhāgavatam, und Parīkṣit Mahārāja, der absichtlich sein Königreich und seine Familie verließ, bevor er den Tod fand, verkörpert die Person, die geeignet ist, es zu hören. Ein qualifizierter Rezitator des Śrīmad-Bhāgavatam gibt die richtige Medizin (bhavauṣadhi) für die konditionierten Seelen. Die Kṛṣṇa-Bewußtseinsbewegung versucht daher, qualifizierte Prediger auszubilden, die das Śrīmad-Bhāgavatam und die Bhagavad-gītā in der ganzen Welt rezitieren, so daß die Menschen in allen Teilen der Welt von dieser Bewegung profitieren und so von den dreifachen Qualen der materiellen Existenz befreit werden können.“
Quelle: A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada (Ausgabe 2014), „Srimad Bhagavatam“, Zehnter Canto, Kapitel 01 – Text 4