Wer ist berechtigt, in Vrindavana zu leben?

In den Wald zu gehen und dort mit den Tieren zu leben und über die Höchste Persönlichkeit Gottes zu meditieren, ist das einzige Mittel, um lüsterne Begierden aufzugeben. Solange man solche Begierden nicht aufgibt, kann der Geist nicht von materieller Verunreinigung befreit werden. Wenn man also überhaupt daran interessiert ist, von den Fesseln der wiederholten Geburt, des Todes, des Alters und der Krankheit befreit zu werden, muß man ab einem bestimmten Alter in den Wald gehen. Pañcāśordhvaṁ vanaṁ vrajet. Nach dem fünfzigsten Lebensjahr sollte man freiwillig das Familienleben aufgeben und in den Wald gehen. Der beste Wald ist Vṛndāvana, wo man nicht mit den Tieren zu leben braucht, sondern sich mit der Höchsten Persönlichkeit Gottes verbinden kann, die Vṛndāvana nie verläßt. Das Kṛṣṇa-Bewußtsein in Vṛndāvana zu kultivieren ist das beste Mittel, um von der materiellen Knechtschaft befreit zu werden, denn in Vṛndāvana kann man automatisch über Kṛṣṇa meditieren. Vṛndāvana hat viele Tempel, und in einem oder mehreren dieser Tempel kann man die Form des Höchsten Herrn als Rādhā-Kṛṣṇa oder Kṛṣṇa-Balarāma sehen und über diese Form meditieren. Wie hier durch die Worte brahmaṇy adhyāya ausgedrückt, sollte man seinen Geist auf den Höchsten Herrn, Parabrahman, konzentrieren. Dieser Parabrahman ist Kṛṣṇa, wie von Arjuna in der Bhagavad-gītā bestätigt (paraṁ brahma paraṁ dhāma pavitraṁ paramaṁ bhavān). Kṛṣṇa und Sein Aufenthaltsort, Vṛndāvana, sind nicht verschieden. Śrī Caitanya Mahāprabhu sagte, ārādhyo bhagavān vrajeśa-tanayas tad-dhāma vṛndāvanam. Vṛndāvana ist so gut wie Kṛṣṇa. Wenn man also auf die eine oder andere Weise die Gelegenheit bekommt, in Vṛndāvana zu leben, und wenn man kein Angeber ist, sondern einfach in Vṛndāvana lebt und seinen Geist auf Kṛṣṇa konzentriert, ist man von materieller Knechtschaft befreit. Der Geist wird jedoch auch in Vṛndāvana nicht gereinigt, wenn man von lüsternen Begierden aufgewühlt ist. Man sollte nicht in Vṛndāvana leben und Vergehen begehen, denn ein Leben voller Vergehen in Vṛndāvana ist nicht besser als das Leben der Affen und Schweine dort. Viele Affen und Schweine leben in Vṛndāvana, und sie sind mit ihren sexuellen Begierden beschäftigt. Männer, die nach Vṛndāvana gegangen sind, sich aber immer noch nach Sex sehnen, sollten Vṛndāvana sofort verlassen und ihre schlimmen Vergehen zu den Lotusfüßen des Herrn beenden. Es gibt viele fehlgeleitete Menschen, die in Vṛndāvana leben, um ihre sexuellen Gelüste zu befriedigen, aber sie sind sicherlich nicht besser als die Affen und Schweine. Diejenigen, die unter der Kontrolle von māyā stehen, und speziell unter der Kontrolle von lüsternen Begierden, werden māyā-mṛga genannt. In der Tat ist jeder im bedingten Stadium des materiellen Lebens ein māyā-mṛga. Es wird gesagt, māyā-mṛgaṁ dayitayepsitam anvadhāvad: Śrī Caitanya Mahāprabhu nahm sannyāsa, um den māyā-mṛgas, den Menschen dieser materiellen Welt, die wegen lüsterner Begierden leiden, Seine grundlose Barmherzigkeit zu zeigen. Man sollte den Prinzipien von Śrī Caitanya Mahāprabhu folgen und immer an Kṛṣṇa denken, in vollem Kṛṣṇa-Bewußtsein. Dann wird man berechtigt sein, in Vṛndāvana zu leben, und sein Leben wird erfolgreich sein.

Quelle: A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada (Ausgabe 2014), „Srimad Bhagavatam“, Neunter Canto, Kapitel 19 – Text 19

Leave A Comment